Innovative Wege in der Schmerztherapie
Restaurative Neurostimulation bei chronischen Rückenschmerzen aufgrund neuromuskulärer Dysfunktion

Chronische Rückenschmerzen zählen zu den häufigsten Beschwerden, mit denen sich Patientinnen und Patienten an Experten des Gesundheitswesens wenden. Trotz vielfältiger Behandlungsansätze finden Betroffene häufig keine dauerhafte Linderung. In der Folge leidet die Leistungsfähigkeit auf Arbeit, Hobbys werden niedergelegt und die Teilnahme am sozialen Leben reduziert – mitunter bis zur totalen Isolation. Die Vigdis Thompson Foundation hat es sich zur Aufgabe gemacht, Betroffenen eine Plattform zu bieten, Rückenschmerzpatienten zu beraten sowie innovative Therapieangebote zur Bekämpfung chronischer Rückenschmerzen zu vermitteln.

Herkömmliche Behandlungsmethoden bei Rückenschmerzen

Leiden Patientinnen und Patienten bereits länger an Rückenschmerzen, sind sie häufig schon mit den herkömmlichen Behandlungsmethoden in Berührung gekommen. Zu diesen zählen u.a.:

  • Physiotherapie
  • Übungsprogramme für Zuhause
  • chiropraktische Behandlungen
  • Massagetherapie
  • Akupunktur
  • Schmerzmedikation
  • Wirbelsäulenoperationen

Diese Ansätze zielen darauf ab, Schmerzen zu lindern und die Funktionsfähigkeit zu verbessern. Doch nicht selten wird mit diesen Methoden an den Ursachen vorbeitherapiert und es stellen sich für Patientinnen und Patienten keine nachhaltigen Verbesserungen ihrer Symptome ein.

Neuromuskuläre Dysfunktion als Rückenschmerzursache therapieren

Ist eine neuromuskuläre Dysfunktion als Schmerzursache diagnostiziert, können herkömmliche Behandlungsmethoden auf Dauer keine Schmerzlinderung verschaffen. Eine neuromuskuläre Dysfunktion bezeichnet dabei eine Störung in der Funktion von Nerven und Muskeln, welche die normale Muskelbewegung und -koordination des Multifidus-Muskels beeinträchtigt.

Diese Dysfunktion kann verschiedene Ursachen haben und sich auf unterschiedliche Weise manifestieren, abhängig davon, welche Teile des neuromuskulären Systems betroffen sind. Häufig entsteht in der Folge einer neuromuskulären Dysfunktion jedoch ein Zyklus, der mit Schmerzsymptomen beginnt, welche in ihrer Folge wieder zu Rückenschmerzen führen. Dazu gehören folgende Phasen, die oft in einer sich selbst verstärkenden Schleife auftreten:

  1. Überlastung/Verletzung: Der Zyklus beginnt häufig mit einer Überlastung oder Verletzung des Muskels oder der beteiligten Strukturen (z. B. Sehnen, Bänder). Dies kann durch akute Traumata (z. B. einen Sturz oder eine Sportverletzung) bzw. durch chronische Überbeanspruchung (z. B. wiederholte Belastungen ohne ausreichende Erholungsphasen) verursacht werden.
  2. Hemmung: Nach einer Verletzung oder Überlastung tritt oft eine reflektorische Hemmung der betroffenen Muskeln auf. Dies ist ein Schutzmechanismus des Körpers, um weitere Schäden zu vermeiden. Die Hemmung führt jedoch dazu, dass die Muskeln nicht mehr optimal aktiviert werden können.
  3. Veränderte neuromuskuläre Kontrolle: Durch die Hemmung und den daraus resultierenden Bewegungsverlust kommt es zu einer veränderten neuromuskulären Kontrolle. Das Nervensystem versucht, die Bewegung und Stabilität durch die Aktivierung anderer Muskeln zu kompensieren. Diese kompensatorischen Bewegungsmuster sind jedoch oft ineffizient und können zu einer ungleichen Belastung der Muskeln und Gelenke führen.
  4. Muskelfunktionsstörung/Atrophie: Die anhaltende Hemmung und die veränderte neuromuskuläre Kontrolle führen schließlich zu Muskelfunktionsstörungen und Muskelatrophie (Muskelabbau). Die betroffenen Muskeln verlieren an Kraft und Masse, was ihre Fähigkeit zur Stabilisierung und Bewegung weiter beeinträchtigt und eine muskulär bedingte Instabilität der Lendenwirbelsäule begünstigt. Dies verstärkt die Abhängigkeit von ineffizienten Bewegungsmustern.
  5. Schmerz/Wiederholung des Zyklus: Die resultierenden Muskelfunktionsstörungen und die ungleichen Belastungsmuster führen oft zu Schmerzen. Dieser Schmerz kann sowohl aus den betroffenen Muskeln als auch aus den überlasteten kompensatorischen Strukturen resultieren. Schmerz verstärkt die Hemmung und führt zu einer weiteren Verschlechterung der neuromuskulären Kontrolle. Der Zyklus setzt sich fort, da der Schmerz und die Muskelfunktionsstörungen zu weiteren Überlastungen und möglichen Verletzungen führen. Dieser wiederholte Zyklus kann zu chronischen Beschwerden und einer dauerhaften Beeinträchtigung der funktionellen Beweglichkeit führen.

Die Therapie einer neuromuskulären Dysfunktion greift daher intervenierend in diesen Zyklus ein. Die Restaurative Neurostimulation (RN) stellt einen bedeutenden Fortschritt in der Behandlung von chronischen, lumbosakralen Rückenschmerzen dar. Durch die gezielte Aktivierung des Musculus multifidus kann diese Therapie funktionelle Stabilität auf segmentaler Ebene wiederherstellen und somit nicht nur chronische Schmerzen lindern, sondern auch die Lebensqualität signifikant stärken. Die bisherigen klinischen Studienergebnisse sind vielversprechend und legen nahe, dass die RN nicht nur eine wertvolle Ergänzung zu den bestehenden Behandlungsmöglichkeiten chronischer Rückenschmerzen ist, sondern auch zukünftig die Therapie revolutionieren kann.

Restaurative Therapie des Multifidus-Muskels

Die Restaurative Neurostimulation (RN) ist eine hochmoderne Therapie zur Behandlung von chronischen mechanischen Rückenschmerzen (CLBP). Diese innovative Methode zielt darauf ab, hochfrequente Kontraktionen des Musculus multifidus zu induzieren, einem tiefen Rückenmuskel, welcher hauptverantwortlich für die Stabilisierung der lumbosakralen Wirbelsäule ist. Das Konzept basiert auf der Erkenntnis, dass funktionelle Instabilität auf Segmentebene eine wesentliche Ursache für chronische Rückenschmerzen darstellt. Diese Instabilität wird häufig durch eine gestörte neuromuskuläre Kontrolle des Multifidus-Muskels verursacht.

Grundlagen der restaurativen Neurostimulation

Die RN nutzt ein implantierbares Neurostimulationsgerät, das speziell entwickelt wurde, um den Musculus multifidus zu aktivieren. Ein solches System besteht aus einem implantierten Impulsgenerator (IPG) sowie zwei Elektroden, die beidseits in der Nähe des medialen Asts des dorsalen L2-Astes positioniert werden. Die Elektroden sind so platziert, dass sie episodische Kontraktionen des Multifidus-Muskels hervorrufen, wodurch die Stabilität der Wirbelsäule verbessert, die Schmerzen reduziert und die Lebensqualität verbessert werden.

Klinische Studien und Ergebnisse

Mehrere Studien untersuchten bereits die Langzeiteffektivität und Sicherheit der restaurativen Neurostimulation bei Patienten mit chronischen mechanischen Rückenschmerzen, die durch einen Kontrollverlust des Multifidus-Muskels hervorgerufen wurden. Alle Patienten hatten gemein, dass trotz konventioneller Therapieversuche, einschließlich Physiotherapie und Medikamenten, keine langfristige Linderung ihrer Symptome erreicht werden konnte. Vielen Patienten wurde als Therapieoption eine Versteifung der Wirbelsäule angeboten.

Nach mittlerweile mehr als fünf Jahren zeigten die Ergebnisse der neurorestaurativen Therapie eine signifikante und dauerhafte Verbesserung in allen gemessenen Bereichen:

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Automatisch generierte Beschreibung

Schmerzreduktion: Der durchschnittliche VAS-Wert für Rückenschmerzen verbesserte sich von 7,3 auf 2,4 Punkten. 71,8 % aller Patientinnen und Patienten erfuhren eine Schmerzreduktion von mindestens 50 %.

Funktionalität der Wirbelsäule: Der ODI-Wert verbesserte sich von 39,1 Punkten auf 16,5 Punkte, was einer Reduktion von 22,7 Punkten (p < 0.0001) entspricht. 61,1 % der Teilnehmenden verzeichneten eine Verbesserung des ODI um mindestens 20 Punkte.

Lebensqualität: Die verwendeten Indizes (EQ-5D-5L) zeigten eine Verbesserung der Lebensqualität von 0.585 auf 0.807 Punkte, was eine Verbesserung der Lebensqualität widerspiegelt (p < 0.0001), welches der durchschnittlichen Bevölkerung entspricht.

Zusätzlich zu den quantitativen Verbesserungen berichteten 46 % der Patientinnen und Patienten, die zu Beginn der Studie opiathaltige Medikamente einnahmen, dass sie diese vollständig absetzen konnten. Weitere 23 % konnte ihre Einnahme signifikant reduzierten.